Sonntag, 7. November 2010

Gipfelsturm




Durch Wind und Schneesturm, trockene Hitzeperioden, über gefährliche Schneebretter, ständig Ausschau haltend nach Gletscherspalten, Seilschaft, trotzdem immer zur Sicherheit am Stahlseil, abstürzenden Felsbrocken ausweichend, mit Pickel und Steigeisen, 9er Kletterroute unvermeidlich, schmerzende Blasen an den Zehen, Sonnenstich und Frostbeulen, Sauerstoffmangel und doch endlich verschwitzt und völlig fertig nach dreitägigem Aufenthalt im Basislager das Gipfelkreuz erklommen.

Ach, Schmäh. Aufn zweithöchsten Hügel Uruguays samma kraxelt. 501 stolze Meter.

Sche woas. :)






Montag, 1. November 2010

Was sonst im Oktober so los war...

Während ich hier mein uruguayisches Leben so vor mich hin lebe, ist der Oktober nun auch an mir vorbeigerast. Jedes Monat scheint noch schneller zu vergehen als das vorige und nun bin ich schon über 3 Monate hier. Zum Semesterschluss fehlen nur noch zwei Wochen und dann stehen auch schon die Abschlussprüfungen vor der Tür.

Die meisten Zwischenprüfungen haben wir schon hinter uns, wobei ich eine davon mit einem tadellosen Bueno muy bueno (ja so nennt man hier einen 3er) abgeschlossen habe und Kathi und ich eine ausgezeichnete Präsentation darüber gehalten haben, was Kultur mit Demokratie zu tun haben könnte (Sobresaliente - ein glatter 1er). Mit Denise, einer Kollegin aus Deutschland, bin ich am 10. Oktober 6 km für die uruguayische NGO Un techo para mi país - Ein Dach für mein Land mitgelaufen. Diese bekannte und beliebte Organisation baut mit Hilfe junger Freiwilliger Häuser für diejenigen Familien, die den Anteil an Armen im Land hochhalten - eine gute Sache und mit den Startgeldern des Laufs können 15 Häuser gebaut werden!

Am darauffolgenden Wochenende bekamen wir hohen Besuch von Kathl, die ein bisschen frischen Wind aus Buenos Aires brachte. Die kam mir gerade recht um am PilsenRock (ein Rock-Festival mit Chala Madre, No te va a gustar, Andrés Calamaro, Queens of the Stoneage und v.m.) abzushaken und den Cerro de Montevideo zu erklimmen – ein Hügel am Rande der Stadt mit einer Festung oben drauf, von dem man nicht nur Montevideo und den Río de la Plata überblickt, sondern den Blick auch weit ins Landesinnere schweifen lassen kann. Und wieder einmal wird mir bewusst, was wir am MCI eigentlich alle längst wissen: Dass einem die Kathl abgeht, merkt man erst so richtig wenn sie mal weg ist. Dann aber dafür gleich so richtig. :)

Bei meinen Psychos (ich darf das so sagen, weil ichs lieb meine) in der Psychatrie Vilardebó läufts super. Jeder Besuch ist spannend und lustig, und die Patienten sind immer ausgesprochen gut gelaunt und freuen sich einen zu sehen. Die meisten erinnern sich immer an uns und begrüßen uns überschwänglich. Dann wird gesungen, getanzt, gelacht und geweint, Theater gespielt, sich und andere reflektiert, versucht sich auszudrücken und das eine oder andere Bussi ausgetauscht, einfach so, weil man sich freut. Im Hintergrund arbeiten wir an unserem eigentlichen Projekt für das Krankenhaus, und entwerfen eine Strategie um den Theater-Workshop neu zu beleben. Ein wirklich tolles Projekt und leider schon bald wieder vorbei...

Währenddessen mache ich schon mal Reisepläne für die Zeit nach den Prüfungen - Brasilien, Patagonien und noch viele schöne uruguayische Plätze stehen auf der To-Do-Liste. :) Aber mehr dazu später.


Mit meiner Kathl auf dem Weg zum Cerro.


Den Cerro de Montevideo erklommen, mit Blick auf die Stadt.

Barrio de los Judíos, eine hübsche Straße mit bunten Häusern, die früher von den Juden bewohnt wurde.

Denise und ich vor dem Lauf für Un techo para mi país...

Einer unserer Nachbarn, der immer ein paar Nüsse knabbert, während wir Mate auf der Terrasse trinken. :)

Los Titanes

Mit roten, sonnenverbrannten Clownsnasen, jedoch entspannt und glücklich ist unsere kleine Autokolonne heute Abend wieder in Montevideo eingetrudelt. Trotz stürmischem Regenwetter packten wir nämlich am Freitagabend unsere sieben Sachen und flüchteten aus der Großstadt nach Los Titanes, einem kleinen verschlafenen Dörfchen von vielen an der Küste zwischen Montevideo und Punta del Este. Dort hat unsere uruguayische Familie nämlich ein Häuschen, in dem sie im Sommer immer die Wochenenden und auch Urlaubstage verbringen. Wir verbrachten ein herrliches Wochenende dort - und alles war dabei:

Warme Sonnenstunden im Bikini, Strandspaziergänge und -läufe bei stürmischem Seegang, leckere selbstgemachte Noqui am revolutionär am 30. anstatt am 29., fremde Leute denen man auf der Straße oder am Strand begegnet grüßen, Paella im Haus von Freunden der Familie in Punta Colorada, Sightseeing an der vom verblasenen Sand bedeckten Rambla von Piriápolis, Pancha von männlichen Hundeverehrern fernhalten, Siesta in der Honeymoon-Suite mit Blick aufs Meer, überhaupt nur 10 Meter bis zum Strand, Diskussionen mit Ambrosio über österreichische und uruguayische Geschichte die mich veranlassen zu Hause den Staub von meinen alten Geschichtsbüchern zu blasen, Wodka vor Kaminfeuer weil Sturm draußen, Natur und Ruhe und vor allem: Zwei Tage abseits von Lärm, Verkehr und Stress der Stadt. :) Oh ja... ich musste echt mal wieder raus an die frische Landluft.


Drei Montevideanerinnen und ein Paella-Koch auf der Terrasse des Sommerhauses einer befreundeten Familie in Punta Colorada.
Paella, die fast der von Papa Konkurrenz gemacht hätte. Ich hab übrigens mit deinen Kochkünsten angegeben hier, pack also deine Zauberkochmütze ein, Paps!

Stürmische Nachmittagsstimmung am einsamen Strand.

Aufstehen, aus dem Haus gehen, einmal umfallen und voilá!


Das Häuschen der Mays in Los Titanes.